Die politische Dauerkrise von Anfang 2009 bis zur von der internationalen Gemeinschaft als demokratisch anerkannten Präsidentschaftswahl im Dezember 2013 hat die ökonomische Entwicklung des Landes erheblich beeinträchtigt. Deutlich bemerkbar waren die Folgen: Verschlechterte Auftragslage für Exportfirmen, Firmenschließungen, Konkursanmeldungen, schwindendes Interesse ausländischer Investoren, steigende Arbeitslosigkeit mit Fernwirkungen auf den informellen Sektor. Investitionen in die Infrastruktur sind weitgehend zum Erliegen gekommen. Madagaskar ist so zu einem der am wenigsten entwickelten Länder der Welt geworden. Die allgemeine Armut ist dramatisch. Über 90% der Bevölkerung leben von weniger als zwei US-Dollar pro Tag“. (Quelle: World Bank).
Nach Bildung einer neuen demokratischen Regierung im Dezember 2013 endete die Isolation Madagaskars. Die Wirtschaft begann sich zu erholen. Die wichtigste Rolle spielt der Agrarsektor. Dieser stellt auch die meisten Arbeitsplätze zur Verfügung. Der Bergbau und eine Erholung der Textilexporte tragen ebenfalls zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage bei. Auch der Tourismus erholte sich, weist aber noch erhebliches ungenutztes Potenzial auf. (Quelle: Auswärtiges Amt)
Obwohl Madagaskar über eine reiche Ausstattung an wirtschaftlichem Potential verfügt, ist die Bevölkerung ärmer denn je. Die verarmte Bevölkerung, tragfähige Produktionsbetriebe entstanden kaum, der alles kontrollierende Staat verlor die Übersicht, Kontrollmechanismen versagten.
Die madagassische Landwirtschaft ist nach wie vor durch geringe Dynamik und Probleme beim Marktzugang gekennzeichnet. Insgesamt überwiegt die Subsistenzwirtschaft (bei Reis, Mais und Maniok). Die Reisernte reicht regelmäßig nicht zur Versorgung der stetig wachsenden Bevölkerung aus, weshalb Madagaskar auf Reisimporte angewiesen ist. Madagaskar ist der größte Produzent von Vanille und hat sich eine starke Marktposition für hochwertige Garnelen erarbeitet. (Quelle: Auswärtiges Amt)
Der primäre Sektor leistet mit 26,5% Anteil am BIP und beschäftigt nur 80% der aktiven Bevölkerung.
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Der primäre Sektor dominiert die Gesamtwirtschaft, entzieht sich ihr aber auch durch einen hohen Anteil an reiner Subsistenzwirtschaft. Die - oft nur kleinflächigen - landwirtschaftlichen
Familienbetriebe müssen auch arbeitslose und unterbeschäftigte Familienmitglieder mittragen. So dient die Landwirtschaft als Sammelbecken für einen wesentlichen Teil der Bevölkerung, die sich
anderswo nicht produktiv betätigen kann.
Der sekundäre Sektor leistet mit 58,5% Anteil am BIP und beschäftigt nur 8% der aktiven Bevölkerung.
verarbeitende Gewerbe, Industrie, Handwerk, Energiewirtschaft, Energie- und Wasserversorgung, Baugewerbe, Bergbau, Textilindustrie.
Die Industrieunternehmen sind fast ausschließlich in der Verarbeitung von Landwirtschaftsprodukten tätig, wobei Baumwolle und Zucker die wichtigste Rolle einnehmen.
Eine eigentliche Großindustrie wie diese in Europa, Nordamerika und im Fernen Osten zu finden ist, existiert in Madagaskar nicht. Gut ausgebaut sind die Textilindustrie (Webereien, Färbereien und Druckereien), die Holzindustrie (Sägereien, Zündholzfabriken). Es sind aber auch zwei Zementwerke, Fischverarbeitungsbetriebe, Zuchten von Meeresfrüchten (u.a. mehrere Crevettenfarmen), eine große Mühle und diverse Nahrungsmittelfirmen (Brauerei, Milchprodukt-Verarbeitung, Rum-Destillieranlagen, Teefabrik, Zuckerfabriken usw.) vorhanden. An den Küsten wird in großen Becken Salz aus dem Meerwasser gewonnen. In diversen Destillieren werden die verschiedensten Essenzen hergestellt.
Vor allem an der Westküste bei Belo-sur-Mer und in Antalaha (Nord-Ost-Küste besteht eine althergebrachte Schiffsbau-Tradition. Die Schiffe werden weitgehend ohne Einsatz von Maschinen, vollständig handwerklich gefertigt.
Sie dienen dem Transport von Reis, Zucker, Salz und Bier entlang der Westküste von Tuléar bis Nosy Be.
In Diego-Suarez befindet sich eine Werft, welche auch Unterhaltsarbeiten an Meerschiffen vornimmt.
Die Industrie war bis 2009 der Motor des Wachstums. Hierzu trugen vor allem die 102 Unternehmen der Freihandelszone (Zone franche) bei, mit rund 115.000 Beschäftigten überwiegend im Textilbereich. Mit der Krise seit 2009 fiel die Produktion in der Textilbranche um 30 Prozent, die Aktivitäten der Freihandelszone verringerten sich um 15 Prozent, circa 50.000 Arbeitsplätze gingen verloren. Wegen erheblicher Mängel bei Demokratie und Rechtsstaatlichkeit strichen die USA 2010 den zoll- und quotenfreien Zugang zum US-Markt („African Growth and Opportunity Act“, AGOA). Die Wiederfreigabe 2014 trägt zu einer langsamen Erholung der Wirtschaft Madagaskars bei. (Quelle: Auswärtiges Amt)
Der tertiäre Sektor leistet mit 15% Anteil am BIP und beschäftigt nur 12% der aktiven Bevölkerung.
Handel, Banken, Verkehr, Versicherungen, Tourismus, Hotel- und Gaststättengewerbe.
Der grösste Arbeitgeber ist der öffentliche Bereich, gefolgt von Handel aller Art. Viele im Dienstleistungssektor Beschäftigte betätigen sich im informellen Bereich, der ihnen keine Zukunftsperspektiven eröffnet und nur gerade das knappe tägliche Überleben ermöglicht. Zudem ist das Problem der Unterbeschäftigung groß.
Die Exporte bestehen zu rund 70% - 80% aus Agrarprodukten, wobei sich Madagaskar traditionellerweise auf nur drei Produkte stützte. Doch die Weltmarktpreise für Kaffee sind drastisch gesunken, der bislang grösste Nelkenkunde (Indonesien) begann selber mit dem Anbau von Nelken und für Vanille wurde ein künstliches Ersatzprodukt entwickelt. Eine eigentliche Agroindustrie für die Veredelung von Exportprodukten existiert in Madagaskar kaum.
Die Zahl der Touristen stieg bis 2008 stark an (ca. 380.000 Besucher), was Deviseneinnahmen von 393 Millionen US-Dollar erbrachte. Mit Beginn der Krise sind die Besucherzahlen eingebrochen, seit 2010 steigen sie wieder langsam. 2013 kamen 256.000 Touristen auf die Insel. (Quelle: Auswärtiges Amt)
Die Schönheit und Vielfalt der Natur zählt zu den großen Schätzen Madagaskars. Der Tourismus ist bereits heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und kann – auf nachhaltiger Basis – weiter ausgebaut werden. Vor allem der Ökotourismus bietet der Bevölkerung neue Einkommenschancen. Zugleich ergeben sich Chancen durch die Erforschung und Nutzung von Arznei- und Heilpflanzen.
Zu den Wachstumsmotoren gehört außerdem der Bergbau (Nickel/Kobalt, Mineralsand). Diese Entwicklungspotenziale können sich jedoch nur auf der Grundlage einer stabilen politischen Lage entfalten.
Ein riesiges Potenzial an Naturressourcen:
Im Energiesektor befindet sich das staatliche Strom- und Wasserversorgungs-unternehmen JIRAMA wegen schlechter Verwaltung/ Korruption, veraltetem Material und teurem Treibstoff in Schwierigkeiten. (Quelle: Ausärtiges Amt)
Der Bergbau gilt als Wirtschaftszweig der Zukunft. Der Reichtum an Rohstoffen wird bisher nur wenig verwertet bzw. ohne allgemeinen Nutzen für die madagassische Bevölkerung von einer Wirtschaftsoligarchie ausgebeutet - teilweise offensichtlich illegal (Rosenholz, Gold, Edelsteine). Seit 2009 werden im Südosten und Südwesten des Landes Titan-Sande abgebaut. 2012 ist eines der weltweit größten Nickel- und Kobaltprojekte im Osten des Landes in Produktion gegangen. 2014 wurden 13.520 Tonnen Nickel und 1.090 Tonnen Kobalt produziert, was eine Erhöhung von 50% im Vergleich zur vorjährigen Produktion bedeutet (2013: 9.023 Tonnen Nickel und 740 Tonnen Kobalt). In der Straße von Mosambik wird mit ersten Erfolgen nach Erdöl gesucht. Laut dem Vorsitzenden des madagassischen Erdölförderervereins (APPAM – Association Professionnelle du secteur Pétrolier en Amont de Madagascar) sollen 2016 drei weitere Erdölförderungen durchgeführt werden. (Quelle: Auwärtiges Amt)
Die wichtigsten Teile des Landes sind mit so genannten Nationalstraßen – abgekürzt RN, was „Routes Nationales“ bedeutet – erschlossen. Der Zustand der RN ist sehr unterschiedlich.
Das ganze Land ist zwar noch aus der Zeit der französischen Kolonie mit sternförmig angelegten Strassen – den so genannten "Routes Nationales" – erschlossen, diese befinden sich aber oft in einem derart schlechten Zustand, dass ein zügiges Reisen nicht möglich ist. Das Strassennetz misst über 30'000 Kilometer, welche in den nächsten Jahren ausgebaut werden sollen. In den letzten 10 Jahren wurden die Strassen von der Hauptstadt nach Tamatave (RN 2), nach Mahajanga (RN 6), nach Tsiroanomandidy (RN 1) und nach Tuléar (RN 7) ausgebaut.
Man unterscheidet Strassen erster, zweiter und dritter Klasse. Nur die Strassen erster Klasse sind (teilweise) asphaltiert. Oft sind die Sandpisten besser zu befahren, als defekte, geteerte Strassen. Auch der Straßenbau weist seine Eigenheiten auf. Warum, wann, welche Stücke ausgebaut werden, ist dem Laien unverständlich. So kann eine Neubaustrecke mitten im Niemandsland beginnen respektive enden. Oft wird mit Erdbaugeräten die alte Strasse aufgerissen und die neue Strasse darauf gepflastert, ohne dass eine richtige Kofferung erfolgt. Entsprechend ist die Lebensdauer solcher Strassen relativ kurz.