Bildungswesen auf Madagaskar

Geschichtlicher Überblick

  1. Vor der Kolonisationszeit
  2. Während der Kolonisationszeit
  3. Erste Republik
  4. Die Gründe des Streiks im Jahr 1972
  5. Zweite Republik
  6. Dritte Republik

Die Probleme des madagassischen Bildungssystems

  1. Schule ist  kostenpflichtige
  2. Unterschiede im Schulniveau
  3. Der unklare Vorteil der Bildung
  4. Lehrerprobleme
  5. Fehlende Infrastruktur
  6. Schwachstellen bei der Vermittlung der gesellschaftlichen Werte
  7. Fehlende Vielfalt in der Bildung
  8. Keine Übereinstimmung des Inhaltes der Schulprogramme mit der sozialen Realität

Geschichtlicher Überblick

Um die Bildungswesen auf Madagaskar zu beschreiben, muß man die Beiträge von externen Einflüssen erwähnen, die eine bestimmte Rolle in der madagassischen Geschichte vor allem seit Beginn des 19. Jahrhunderts gespielt haben. 

1. Vor der Kolonisationszeit

In der Tat ist die Schule mit der Ankunft der Gesandten aus der London Missionary Society (LMS) entstanden. Offiziell war ihre Arbeit für einen religiösen Zweck konzipiert und organisiert, aber das eigentliche Ziel war die Unterstützung der Entwicklung des britischen Imperialismus, damit die besorgte madagassische Monarchie überzeugt werde, dass die Öffnung des Landes für Arbeit und Handel mit den Briten gut ist. 

2. Während der Kolonisationszeit

Laut dem Annektierungsgesetz vom 6. August 1896 ist das Bildungswesen auf Madagaskar umstrukturiert worden, um ein Instrument der französischen kolonialen Herrschaft zu bilden, die sich auf alle Bereiche politischer, wirtschaftlicher und soziokultureller Tätigkeiten ausdehnte. Tatsächlich wurde Madagaskar in einem europäischen Rahmen der Lebensraumeroberung für sein reiches Potenzial in natürlichen Ressourcen begehrt und so mussten die Madagassen Kunden der französischen Industrien werden. Die Schulen wurde also so ausgerichtet, damit dieses Ziel erreicht werden konnte. 

3. Erste Republik

Während der ersten Republik (1960 - 1972), unter Präsident Philibert Tsiranana, bleibt die Dominanz Frankreichs in sämtlichen Belangen bestehen. Das Kooperationsabkommen sichern Frankreich weiterhin eine starke Präsenz von Truppen, von Tausenden von Beratern in Regierung und Verwaltung sowie eine fast absolute Vorherrschaft im wirtschaftlichen Sektor. Ganz zu schweigen von der kulturellen Dominanz, angefangen bei der französischen Sprache, die über das Schulsystem auch die Mutterland-orientierten Inhalte vermittelt. Die Schulpolitik war dann nach dem Vorbild des Mutterlandes: französisches Schulprogramm, im Französischen geschultes Personal. 

4. Die Gründe des Streiks im Jahr 1972

Dieses elitäre System wurde vollständig durch die Ereignisse des Jahres 1972 in Frage gestellt.

Die Gründe des Streiks waren:

  • Das gekennzeichnetes Bildungssystem durch das koloniale Erbe
  • Die diskriminierende Bildung
  • Die Vormundschaft durch das Kooperationsabkommen

Das gekennzeichnetes Bildungssystem durch das koloniale Erbe

Die ganze von General Gallieni eingeführte Schulpolitik ist auf ein einfaches Prinzip gegründet: „Ausbildung von Hilfskräfte und Untergebene, die fähig sind, die Franzosen zu unterstützen, aber nicht sie gleichzumachen.“ Es handelte sich, „so früh wie möglich Hilfskräfte unseren Siedlern für industrielle und kommerzielle Unternehmen anzubieten“, aber „es gibt ein gravierender Nachteil, wenn eine große Zahl von jungen Madagassen durch die vollständige Beherrschung unserer Sprache und erweiterten Anweisungen eine gute Ausbildung bekommen. Sie können Ideen und Bestrebungen haben, unsere Autorität zu widersetzen.“ Die Bildung für die Franzosen und die Madagassen sind nicht die gleiche, ausgenommen sind die Madagassen mit der französischen Staatsbürgerschaft.

Die französische Dominanz in Verwaltung und Wirtschaft bedeutet, dass es nur ein kleiner Teil der Einheimischen bis in Führungspositionen schafft.

Die diskriminierende Bildung

  • Die französische Schulung – Sprache wie Lehrstoffe – sind auf das Mutterland ausgerichtet. Dementsprechend wird die madagassischen Geschichte, Sprache und Tradition vernachlässigt.
  • Die Ungleichheiten sind je nach Regionen und sozialen Schichten
  • Im Jahre 1972 gehen nur 50% der Kinder von Schulalter in die Grundschule und 2,6% in der Sekundarstufe. Die Kinder auf dem Land praktisch keine Chance, in die Schule zu gehen. 100.000 Schüler gehen in der Sekundarstufe darunter schon 50.000 Schüler in Antananarivo. In dieser Zeit hat Madagaskar 7,9 Millionen Einwohner, 85% davon leben auf dem Land. Die Sekundarstufe ist zwischen öffentliche und private Schule geteilt. Aber der erste Zyklus der Sekundarstufe (Sekundarstufe I) wird auch zwischen Schule CEG und Gymnasium geteilt. Die Schüler von CEG und Privatschulen haben wenige Chancen, in dem zweiten Zyklus Sekundarstufe (Sekundarstufe II) der öffentlichen Gymnasien zu gelangen, denn 75% der Stellen dort sind für die Schüler der Sekundarstufe I von Gymnasien reserviert. Außerdem sind 600 Schulplätze in den Gymnasien den französischen Schülern gewährt. So ist es, daß der Eingang im Gymnasium und der Zugang zum Abitur nur also das Privileg einer Elite bleiben. Und das bedeutet für die anderen Schüler einen brutalen Schulabbruch nach der Sekundarstufe I.

Die Vormundschaft durch das Kooperationsabkommen

Alles, was das madagassische Hochschulwesen betrifft, hängt vom siebten Kooperationsabkommen und von seinem nebensächlichen Übereinkommen über die Hilfe und die Kooperation zwischen der Französischen und der madagassischen Republik auf dem Bereich der Bildung und der Kultur ab. Diese beruht auf zwei großen Säulen: einerseits, die Hilfe, die von der Französischen Republik in der madagassischen Republik, andererseits, der anscheinend gegenseitigen Kooperation zwischen den beiden Staaten vereinbart ist, aber in der Realität ist sie vollkommen ungleich.

 

Die imperialistische Herrschaft zeigt sich:

  • auf technischer Ebene durch die bedeutenden Tätigkeiten von den ausländischen Lehrkräften (z. B. 200 von den 250 Professoren, Dozenten, Hauptassistenten und Assistenten in den Hochschulen waren Franzosen)
  • auf Verwaltungsebene waren alle Schlüsselposten von den Franzosen besetzt.
  • auf ideologischer Ebene war den Madagasse jeden Kenntniserwerb durch die Benutzung der französischen Sprache erschwert

Es überrascht daher kaum, dass der Umbruch, der 1971/72 eingeleitet wird, bei der kulturellen Identität ansetzt und im wesentliche von Schülern und Studenten in der Hauptstadt vorangetrieben wird: durch Streiks und Massendemonstrationen. 

«Madagassierung» (Malgachisation) ist das Motto, unter dem das Ende der kolonialen Dominanz angestrebt wird. 

5. Zweite Republik

Dezentralisierung und die Madagassierung des Schulwesens waren der populäre Wunsch gegen diesen Neokolonialismus. Allerdings war das Regime von Didier Ratsiraka nicht in der Lage, alle seine Versprechungen auf Dezentralisierung und Madagassierung des Schulwesens zu halten.

 

Die Mitte der 1970er Jahren eingeführte Madagassierung des Unterrichts in den Grundschulen, Mittelschulen und Gymnasien führte dazu, dass die Studenten der 80er Jahre kaum französisch sprachen und somit kaum mit französischen Fachbüchern arbeiten konnten. Diese in den 90er Jahren auf den Arbeitsmarkt erscheinenden Jungfachleute waren doppelt benachteiligt: erstens war ihre Ausbildung ungenügend und zweitens schafften sie es kaum, bei den internationalen Organisationen mit ihren attraktiven Löhnen eine Anstellung zu erhalten.

Seit 1985 wurde ein Teil des Unterrichts in den Sekundarschulen wieder vermehrt auf die französische Sprache umgestellt.

Schulen

Der Besuch der Grundschule ist Pflicht für Jungen und Mädchen. Die Grundschule dauert 5 Jahre, gefolgt von einer Sekundarstufe I  von 4 Jahren und dem Gymnasium (Sekundarstufe II) mit weiteren 4 Jahren bis zum Abitur.

 

Im Jahr 1975 gab es 5434 Grundschulen im ganzen Land, 1988 waren es 13 354 Grundschulen, das heißt eine Schule pro Fokontany (Gemeinde). Das Schulgebäude muss von der Gemeinde gebaut und unterhalten werden. In den Schulen herrscht ein chronischer Mangel an Schulbüchern, Heften, Wandtafeln und Kreide.

Nationaldienst

Um den Lehrermangel in den Grundschulen und Mittelschulen zu vermeiden, wurde im Jahr 1977 der Nationaldienst für Abiturienten  eingeführt. Nach der sechswöchigen Militärausbildung arbeiteten die Abiturienten für ein Jahr in Ministerien und Schulen. 1989 wurde der Nationaldienst (wieder) abgeschafft.

 

Universitäten

Die seit 1961 bestehende Universität von Antananarivo beherbergt 77,5% aller 40.000 Studenten und lehrt praktisch alle Fächer. Durch die Dezentralisierung von 1977 entstanden sechs Regionaluniversitäten.

In den Provinzstädten sind die Universitäten und ihr Campus weit außerhalb  der Städte, oft ohne regelmäßige Transportverbindungen. Die Studenten leben unter harten/bitteren Bedingungen, oft in krasser materieller Not in überfüllten Studienräumlichkeiten. Die Studienbedingungen sind äußerst dürftig, die Bibliotheken nicht ausreichend, die Dozenten oft abwesend.

 

Absolventen

Jene, die trotz allem einen Abschluss zustande bringen, finden nur mit sehr viel Glück und meist mit Beziehungen  Arbeit. Der Rest lebt als intellektuelle Arbeitslose von irgendwelchen Gelegenheitsarbeiten.

 

Auslandsstipendium

 

Der Andrang auf Auslandsstipendien war daher groß. Die Länder des Ostblocks offerierten ab Mitte der 1970er Jahre bis 1988 Studienplätze in großem Ausmaß. Oft aber wurden die Stipendien nicht nach Qualifikationen verteilt, sondern nach Parteizugehörigkeit.

6. Dritte Republik

Seit 1991 war die Öffnung in der Mehrsprachigkeit und das Jahr der Auswahl zugunsten des Ultraliberalismus. Durch diese Einführung sollte eine modernere, gerechtere und leistungsfähigere Bildung erreicht werden.

Zeit Reformen 
1975

Madagassierung des Schulwesens (bis 1996)

Die Grundschule, die auf 6 Jahren war, geht zu 5 Jahren über

1996

Madagassisch wird nur die Unterrichtssprache für die ersten zwei Jahre der Grundschule

Französisch wird die Unterrichtssprache ab  drittem Jahr der Grundschule

Von 2002 bis 2009

die Abschaffung der Einschreibungsgebühren, um zur massiven Wiedereinschreibung der Kinder anzureizen;

die Schenkung der Schuluniformen und der Schulsätze

2008

Grundschule für 7 Jahren statt 5 Jahren; Mittelschule 3 Jahre statt  4 und Gymnasium 2 Jahre anstatt 3;

die Anpassung der Unterrichtssprachen durch die Wiedereinführung von Madagassisch für den gesamten Inhalt der Grundschulbildung und von Französische für naturwissenschaftliche Fächer, vor allem Mathematik und Physik – Chemie ab der 6. Klasse. Diese Reform wird durch die sprachlichen Gegebenheiten in dem Land unterstützt und soll die Abschlussquote verbessern;

Englischlernen in der Grundschule in einigen Pilotschulen.

Die Weltbank und UNICEF haben einen Zuschuss von 125,5 Millionen US-Dollar zur Unterstützung dieser Bildungsreform bereitgestellt.

Ab 2009 Nach dem Putsch von Andry Rajoelina wurden alle von Ravalomanana begonnen und durchgeführten Reformen rückgängig gemacht.

Diese Situation war vor allem auf den Aufwärtstrend der neuen Einschreibungen im ersten Jahr der Grundschule durch Verbesserung des Zugangs zur Schule zu verdanken. Marc Ravalomanana, der von 2002 bis März 2009 an der Macht war, hat für folgende Maßnahmen in Kraft gesetzt: die Abschaffung der Einschreibungsgebühren, Auswirkungen der Massenkampagnen zur Förderung der Einschulung, Schenkung der Schulsätze an die Kinder und verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Schule (siehe untere Tabelle)

Die Einschulungsquote in den Grundschulen

1997 2004 2005 2006
71% 93% 97% 96%
Quelle: MENRES – DPFET 2008

Eigentlich sollte durch die Schulreform 2008 und mit großer internationaler Unterstützung die Bildungssituation verbessert werden. Dann kam der Putsch im Jahre 2009 und damit die institutionelle, politische und soziale Krise. Wieder findet sich überall in Madagaskar  das gleiche Problem: Viele Kinder, doch kaum Schulen.

 

Der Anteil der schulpflichtigen Kinder, die eingeschult werden, ist seit dem Krisenjahr 2009 wieder gesunken und lag im Jahr 2010 bei 73%. Nur ein geringer Prozentsatz der Schüler erreicht einen Schulabschluss. Die Eltern können es sich nicht mehr leisten, ihre Kinder zur Schule zu schicken, denn für Bücher und Hefte, Schreibstifte und Schuluniform müssen sie jetzt wieder selber aufkommen. Die meisten Schüler müssen, aus ökonomischen Gründen, die Schule bereits in den ersten drei Jahren wieder abbrechen. Jährlich kostet der Schulbesuch eines Kindes etwa 39.000 Ariary (14 Euro) für Materialien (Hefte, Stifte)- zu viel für eine Familie ohne festes Einkommen. Weniger als 3% der Schüler gelangen bis zur Hochschulreife.

 

Die unterbezahlten Lehrer widmen sich Parallelaktivitäten, sie sind oft abwesend und generell schlecht ausgebildet. Auf dem ländlichen Gebiet sind viele Schulen geschlossen, weil der Lehrer fehlt oder die Gebäude durch Zyklone zerstört sind, oder auch, weil die Region durch die Aktivitäten der Viehdiebe (Dahalo) unsicher ist.

Entwicklung der Anzahl der funktionierenden Grundschule von 2000 bis 2006

2000/01 2001/02  2002/03 2003/04 2004/05 2005/06
Staatliche Schulen 12730 14436 14637 15420 15690 16916
Privatschulen 3532 3859 4340 4740 4946 5284
Summe 16262 18295 18977 20160 20636 22200

Quelle : Ministère de l’éducation nationale et de la recherche scientifique (MENRS) - Madagascar – 2008

 

Die Privatschulen, besonders jene der Kirchen, nehmen einen wichtigen Stellenwert im Schulwesen ein (siehe obere Tabelle). Mehr als die Hälfte (69%: 1984/85) der total 410000 (1985) Gymnasiasten besucht eine Privatschule.

Die Probleme des madagassischen Bildungssystems

Die Probleme sind folgende:

  1. Schule ist kostenpflichtige
  2. Unterschiede im Schulniveau
  3. Der unklare Vorteil der Bildung
  4. Lehrerprobleme
  5. Fehlende Infrastruktur
  6. Schwachstellen bei der Vermittlung der gesellschaftlichen Werte
  7. Fehlende Vielfalt in der Bildung
  8. Keine Übereinstimmung des Inhaltes der Schulprogramme mit der sozialen Realität.

1. Die kostenpflichtige Schule

Die kostenpflichtige Schule ist ein Hindernis zur Erreichung von „Bildung für alle“ auf Madagaskar. Auch wenn der Staat eine Politik der kostenfreien Grundschule befürwortet, so ist die Realität ganz anderes. Es gibt informelle Kosten, die von den Familien getragen werden. Das für Bildung eingeplante Budget ist immer sehr gering auf Madagaskar. Es gibt zwei Arten von Lehrer: einerseits der FRAM – Lehrer, der kein Beamter ist und der andererseits die Beamten. Die Initiative FRAM (Fikambanan’ny ray aman-drenin’ny mpianatra: Vereinigung der Eltern) ist ins Leben gerufen, damit der Staat mit dem Lehrergehalt entlastet ist. Die Gehälter von FRAM – Lehrer werden von Eltern aufgebracht. Auf dem Land können die FRAM – Lehrer in Naturalien z.B. Reis bezahlt werden, wenn die Eltern kein Geld haben. Am stärksten gefährdet sind die sozialschwachen Familien, die sich schwer tun, diese Beiträge für die Bildung ihrer Kinder zu zahlen.

Die untere Tabelle zeigt die Anzahl der Lehrer in den Grundschulen 

  2000/01 2001/02  2002/03 2003/04 2004/05 2005/06
Anzahl der Lehrer 33868 36181 38509  47315 48871 57024
davon FRAM-Lehrer 6074 5868 7107 13017 16230 27652
% FRAM-Lehrer 18% 16% 18% 28% 33% 48%

Quelle : Ministère de l’éducation nationale et de la recherche scientifique (MENRS) - Madagascar - annuaires statistiques. 2008

2. Der Unterschied vom Schulniveau

Der Unterschied wird zwischen staatlichen und privaten Schulen, zwischen Schulen in der Stadt und auf dem Land festgestellt. Die privaten Schulen konzentrieren sich in der Stadt. Das Schulniveau von den privaten Schulen ist höher als jenes der staatlichen Schule. Das Schulniveau der städtischen Schulen ist höher als das der ländlichen Schulen. Somit sieht sich die Landbevölkerung sowohl wegen des Besuches der staatlichen (öffentlichen) Schulen als auch ihrer Schulentfernung von der Stadt doppelt benachteiligt. Diese geographischen Ungleichheiten verschärfen sich sogar noch nach der Eröffnung des Zugangs zu den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Schüler und Lehrer in den großen Städten haben  bessere Möglichkeiten für die Verwendung von Computer und Internetzugang.

3. Der unklare Vorteil der Bildung

Das Missverständnis der Bevölkerung von der wesentlichen Zielsetzung der Bildung verhindert die Wirksamkeit der staatlichen Bildungspolitik. Der Mangel an Sensibilisierung der Gemeinschaften hinsichtlich der Notwendigkeit von Schule und Bildung im Allgemeinen beeinflussen den akademischen Verlust besonders in ländlichen Gebieten. Die Wahrnehmung des Verhältnisses zwischen Bildungsniveau und Entwicklungsstand der einzelnen Person, der Gemeinschaft und sogar des Landes ist nicht offensichtlich.

4. Lehrerprobleme

Lehrerprobleme in der staatlichen Schulen sind folgende:

  • die mangelnde Qualifikation der Lehrer,
  • die bescheidenen Rahmenbedingungen der Lehrerausbildung,
  • Unterbesetzung der Schulen,
  • die Abwertung des Lehrerberufs,
  • der Mangel an Unterrichtsmaterialien,...

Systematische und zyklische Lehrerfortbildungspläne sind fast nicht vorhanden. Diese Probleme gelten sowohl für staatliche Schule als auch für private Schulen.

5. Fehlende Infrastruktur

Bei einem Gebiet der Größe von Madagaskar und mit einer Bevölkerung, die in abgelegenen Orte der Insel verteilt ist, wird das Problem der Infrastruktur noch verschärft: fehlende Schulinfrastruktur (Bibliotheken, Klassen, Tische, Bänke, Latrinen...) und Mangel an den grundlegendsten Unterrichtsmaterialien (Beispiele: Wandtafel, Kreide), Schwierigkeiten beim Zugang zu Informationsquellen (Bücher, Zeitschriften, Artikel...)

6. Die Schwachstellen bei der Vermittlung der gesellschaftlichen Werte

Die Vermittlung der Grundwerte ist in den madagassischen Schulen  heutzutage nicht mehr vorhanden. Dies ist zu einer echten Wunde im täglichen Leben der Madagassen geworden. Die Rolle der Bildung auf Madagaskar hat aufgehört, moralischen Werte zu vermitteln.

Unterricht der Moral, Ethik, und Gemeinschaftskunde stehen nur auf dem Lehrplan den einige madagassische Schulen erhalten. Die Begriffe von Bürger, Nation, Freiheit und Gleichheit sind bei den Madagassen nicht klar genug.

 

Wenn diese Werte in den anderen Ländern in den Mentalitäten des Menschen fest verankert sind, so ist dies das Ergebnis von langjähriger und harter Arbeit im Bildungswesen

7. Fehlende Vielfalt in der Bildung

Das vom Staat angebotene Schulprogramm ist sehr begrenzt. Die Aufnahme von künstlerischen Aktivitäten in das Schulprogramm als Beispiel ist seit kurzem ein sehr neues Phänomen auf Madagaskar. Die kunstbegabten Schüler können fast nie hoffen, sich  auf diesem Gebiet professionell zu entwickeln, wenn sie keine Ausbildung oder kein Praktikum im Ausland machen.

8. Keine Übereinstimmung des Inhaltes der Schulprogramme mit der sozialen Realität

Einerseits muss das Bildungssystem immer eine glaubwürdige Strategie verfolgen, das heißt, die den spezifischen Bedürfnissen der Bevölkerung entspricht (z.B.: Allgemeinbildung, Alphabetisierung der Erwachsenen, Alphabetisierung der Frauen….) und passt sich an ihre lokale Wirklichkeit an (z.B.: Einführung nomadischer Lehranstalten, Annahme von bestimmten Schulzeitplänen,…) und andererseits hat es sich in der politischen Philosophie der Machthaber anzugleichen. Aber was auf Madagaskar geschieht ist, dass die erste Bedingung oft zugunsten der zweiten vernachlässigt wird. Dies ist einer den Gründen, warum sich soziale und politische Krisen auf Madagaskar ständig (1972, 1991, 2002, 2009) wiederholen.

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